Geschichte.
Grüll, der Gründer
Josef Grüll, seines Zeichens Gewerkschafter und Oberinspektor, nahm im Jahr 1911 im Einvernehmen mit dem Generaldirektor der Südbahn, Sektionschef Dr. August Weeber, die Gründung unserer Wohnbaugenossenschaft in die Hand. Das erklärt zum Teil die gemeinsame, zurückreichende Historie, die uns auch heute noch mit der ÖBB verbindet.
Die ersten Wohnungen
Die ersten Wohnungen konnten 1914 bezogen werden: Im fünften Wiener Gemeindebezirk am Margaretengürtel und in der Gassergasse sowie in der Beethovengasse in Mödling. Wenig später wurden Objekte in Wien Meidling, Kapfenberg und je zwei Häuser in Marburg und Innsbruck übergeben. Gebaut wurde, wo der Wohnbedarf am größten und die größte Mitgliederzahl zu verzeichnen war. Erklärtes Ziel war es, Kleinwohnungen für den bedürftigen Teil der Genossenschaftsmitglieder zu schaffen. Der erste Weltkrieg brachte die Aktivitäten zum Erliegen.
Foto: 1050 Wien, Margaretengürtel 138 (erbaut 1914)
Rückgang der Bautätigkeit
In den Jahren nach 1931 ließen die staatliche Wohnpolitik, Arbeitslosigkeit, Geldentwertung und Verarmung keine nennenswerte genossenschaftliche Bautätigkeit mehr zu. Man beschränkte sich auf die Verwaltung der bestehenden Häuser. Im "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit war die Stadtgemeinde zum führenden Bauherrn geworden. Bis 1934 wurden aus Steuermitteln 64.000 Wohnungen errichtet. Die Stadt Wien blieb auch nach dem Krieg größter Auftraggeber im Wohnbereich und wurde dabei erst 1992 von den Genossenschaften abgelöst.
Foto: 2340 Mödling, Kärntner Gasse 20 (erbaut 1931)
Zimmer, Küche, Kabinett
Die Verbesserungen für die Bewohner:innen der ersten Genossenschaftshäuser im Vergleich zu den Verhältnissen in den "Zinskasernen" betrafen neben dem Schutz vor willkürlicher Kündigung und Mieterhöhung auch die Hygiene- und Ausstattungsstandards: ein "bescheidenes, aber schönes und gesundes Heim schaffen", wollten die Genossenschaften für ihre Mieter:innen schaffen. Diesbezüglich muss man wissen: Die sanitäre Ausstattung der Wohnungen anno dazumals war bescheiden und bestand meistens nur aus einem Zimmer, eventuell einer kleinen Küche und Kabinett. Eigene Wasseranschlüsse in der Wohnung gab es nicht und auch heute zeugen noch häufig WC’s am Gang in einigen Altbauwohnungen von dieser Vergangenheit. Nicht so in den Wohnungen der BWS-Gruppe.
Foto: 1140 Wien, Bahnhofstraße 1b-1c (erbaut 1956)
Mehr Raum für Alle
Nicht nur besser, sondern auch größer Wohnen, lautet die Devise: Bei den Wiener Bauten der BWS-Gruppe hat sich seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die durchschnittliche Wohnungsgröße von 55 m² auf 85 m² erhöht. Gleichzeitig ist auch ein Trend zu kleinen Singlewohnungen bemerkbar: Die traditionelle Familie mit Vater, Mutter, Kind bricht vielerorts auf und es entstehen neue Wohnformen. Die Anforderungen an den Wohnbau veränderten sich und wurden vielfältiger.
Foto: Johann-Lex-Straße 1–20, 7100 Neusiedl/See (fertiggestellt 2005)
110-jähriges Jubiläum
Am 27. November 2021 bestand die BWS-Gruppe 110 Jahre. Coronabedingt feierten wir dieses denkwürdige Ereignis ein Jahr später – am 9. Juni 2022. Anlässlich des Jubiläums veröffentlichte die BWS-Gruppe eine Festschrift, die die traditionsreiche Unternehmensgeschichte im Zeichen unserer Zielsetzung, leistbares Wohnen für alle Bevölkerungsschichten zu bieten, darstellt. Und nur einen Satz zur schönsten Nebensache der Welt: Mit der Austria Wien verbindet uns nicht nur das Gründungsjahr 1911.
"Diversität" auch im Wohnbau
Wohnen und Wohnbau haben heute viele Facetten: Es spielen nicht nur Nachhaltigkeit und Verdichtung bzw. Sanierung eine Rolle, sondern auch die unterschiedlichen Konstellationen und Wohnverhältnissen – Stichwort Patchwork-Familien, vermehrte Singlehaushalte oder das Arbeiten von Zuhause aus. Möglichst flexibel nutzbar sollen die Räumlichkeiten sein. Eine E-Ladestation und Photovoltaikanlagen gehören schon beinahe zur Grundausstattung. Damit einhergehend, nehmen die Teuerungen zu und die Ansprüche der Menschen, die sich oft immer weniger leisten können, steigen. Die BWS-Gruppe versucht auch vor diesem Hintergrund, den steigenden Ansprüchen und Anforderungen der künftigen Bewohner:innen und ihrer Lebensumstände gerecht zu werden.
Foto: Marischkapromenade 13, 1210 Wien (fertiggestellt 2021)